Bild: Arbeit und Leben NRW

Informationsaktion für Werkvertragsarbeitende

Die vom Projekt „Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten“ organisierte Aktion fand am 14. August 2020 vor den Werkstoren des Unternehmens Westfleisch beim Schichtwechsel statt.

Die Nachricht über das Verbot von Werkverträgen im Kerngeschäft der unternehmerischen Tätigkeit war ein wichtiges Signal für die Beschäftigten in der Fleischindustrie, die über Subunternehmen bei großen Fleischkonzernen tätig sind. Viele dieser zumeist ausländischen Beschäftigten sehen darin die Chance auf Gleichbehandlung, möglicherweise unbefristete Arbeitsverträge, faire Löhne und Arbeitsbedingungen.

Jedoch sind diese Erwartungen auch von Unsicherheit und teilweise von Skepsis begleitet. Um den Sorgen der Beschäftigten auch in Nordrhein-Westfalen entgegenzuwirken, organisierten Elena Strato und Stanimir Mihaylov, Beratende im Projekt „Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten“ bei Arbeit und Leben DGB/VHS NRW e.V., eine Informationsaktion für Werkvertragsarbeitende bei Westfleisch in Coesfeld. Die Aktion fand am 14. August, beim Schichtwechsel vor den Werkstoren, statt. Ungefähr zweihundert rumänischen, ungarischen sowie polnischen Beschäftigten wurden Informationsmaterialien ausgehändigt und viele Gespräche über ihre Situation konnten in den Muttersprachen der Beschäftigten geführt werden. Kolleginnen aus der Beratungsstelle Faire Mobilität in Dortmund und aus der Erwerbslosenberatungsstelle Geba mbH in Coesfeld begleiteten die Aktion und informierten ebenfalls über ihre Beratungsangebote.

Im Gespräch mit den Beschäftigten stellte sich heraus, dass bei ihnen unterschiedliche Informationen bezugnehmend auf eine etwaige Übernahme durch den Großkonzern kursieren. Dies verunsichert die Arbeiterinnen und Arbeiter, die gerne wissen würden, ob, für welchen Arbeitgeber und zu welchen Konditionen sie weiterarbeiten würden. Auch Fragen zu der Unterbringung ab dem Zeitpunkt einer möglichen Übernahme waren offen. Außerdem war manchen Beschäftigten nicht klar, wer die Lohnfortzahlung während der Quarantäne zu leisten hat. Manche beschwerten sich über fehlende Arbeitsunterlagen, ausstehende Zahlungen und lange Arbeitszeiten.

Vor dem Werkstor bildete sich eine Gruppe von ca. 20 Beschäftigten, die Erklärungen vom Subunternehmen verlangten. Die anwesenden Beratungskräfte versuchten, ein vermittelndes Gespräch zum Subunternehmen herzustellen. Dieses Mediationsangebot wurde jedoch vom Unternehmen nicht angenommen und die Situation löste sich schließlich dadurch auf, dass die Beschäftigten in den für sie bestellten Bus für den Transport zu den Unterkünften einsteigen mussten.

Die bei der Aktion entstandenen Situationen verdeutlichen die Wichtigkeit der Aufklärung über Arbeitnehmerrechte und den hohen Beratungsbedarf der Beschäftigten. Die Informations- und Beratungsarbeit ist wichtig, um bereits Versuche von Arbeitsausbeutung zu konterkarieren. Die Fachberatungsstellen in NRW können den Fleischarbeiterinnen und -arbeitern dabei helfen, ihre Rechte zu kennen, Ansprüche durchzusetzen und vor Ort von Hilfsmöglichkeiten zu erfahren.

Künftige Aktionen sowohl am Standort Coesfeld als auch an anderen für Beschäftigte in der Fleischindustrie relevanten Standorten sind angedacht, denn der Informationsbedarf der Beschäftigten im aktuellen Kontext des rechtlichen Wandels in der Fleischwirtschaft ist enorm.

Weitere Informationen finden Sie hier:

Projekt „Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten“, Arbeit und Leben DGB/VHS NRW e.V., mit Unterstützung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW

Bundesprojekt Faire Mobilität

Erwerbslosenberatungsstelle Geba mbH Coesfeld

Zusätzliche Informationen zu Werkverträgen und Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie in Nordrhein-Westfalen finden Sie hier.