
Mehr Hilfe für Menschen im Grenzgebiet
16.11.2021
Die Situation der Beschäftigten, die in Deutschland wohnen, aber in der niederländischen Fleischindustrie arbeiten, ist wegen der Grenzlage besonders schwierig. Immer wieder werden gravierende Missstände in den Arbeits- und Lebensbedingungen der grenzüberschreitenden Beschäftigten bekannt. Um sich ein Bild von den Arbeits- und Lebensbedingungen zu machen, war das Projekt „Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten“ am 13.11.2021 mit Kolleginnen und Kollegen vom niederländischen Gewerkschaftsbund FNV (Federatie Nederlandse Vakbeweging) und vom Projekt „Faire Mobilität“ in Emmerich, Goch und Umgebung zu einer gemeinsamen Info-Aktion unterwegs.
Die Beraterinnen und Berater von „Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten“ und „Faire Mobilität“ konnten sich bei der Aktion einen direkten Eindruck von den oft problematischen Wohn- und Lebensbedingungen machen. Die anwesenden niederländischen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter boten den Beschäftigten konkrete arbeitsrechtliche Unterstützung an. Wie „Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten“ berichtet, ist weiterhin ein regelmäßiger Austausch mit dem FNV sowie eine stärkere Vernetzung vor Ort geplant. Damit sollen die Beratungsstrukturen im Grenzgebiet nachhaltig gestärkt werden.
Arbeitsmigration im Grenzgebiet Deutschland – Niederlande
Viele Arbeitskräfte, häufig aus Rumänien, Polen, aber auch Ungarn oder der Türkei, wohnen in Deutschland, da die Wohnvorschriften in den Niederlanden strenger sind und die Mieten für sie dort teurer wären. Manchmal werden die Wohnungen von Leiharbeitsfirmen organisiert, manchmal sind sie privat angemietet, und in beiden Fällen sehr häufig in schlechtem Zustand. Einige besichtigte Objekte hatten laut „Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten“ keine funktionierende Heizung und wirkten insgesamt stark sanierungsbedürftig.
Zudem müssen die Beschäftigten teilweise sehr lange Anfahrtswege in Kauf nehmen (darunter Fälle mit über 100 Kilometer pro Fahrt) und werden in den Niederlanden in der Regel schlechter entlohnt als es in Deutschland der Fall wäre. Ein entscheidender Unterschied: In den Niederlanden ist im Gegensatz zu Deutschland die Leiharbeit in der Fleischindustrie noch immer möglich. In vielen Fällen sind Beschäftigten Subunternehmen ausgeliefert und es zeigen sich Zustände, die in Deutschland mit dem Inkrafttreten des Arbeitsschutzkontrollgesetzes seit diesem Jahr verboten sind.
Hier finden Sie weitere Informationen über das Projekt "Arbeitnehmefreizügigkeit fair gestalten".